Ein feucht-windiges Wetter ließ die Festtagsfahne vom Klosterkirch-turm flattern, und dieser Tag mitten in der Woche wurde diesmal ein eher ruhiger.
Das änderte sich dann doch, als das Tagesprogramm um 15.00 Uhr mit einer Sonderführung zum Leben des Heiligen, dessen Gedenken an jedem 9. Oktober begangen wird, anlief. Begrüßt wurde vom Vereinsvorsitzenden der Erfurter Diözesan-Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, der dem anschließenden Gottesdienst in der evangelischen St. Michaelskirche, gleich in der Nachbarschaft, im Kreise der angereisten Priester aus dem Eichsfeld, aus dem Thüringer Neustadt/Orla, aus Nordhausen und Sömmerda, vorstand.
Die Führung am Kloster war thematisch auf das Leben des Grafen und Politikers und späteren Benediktinermönchs und Diplomaten des Kaisers Heinrich II. ausgerichtet und verknüpfte die geschichtlichen Daten dieser Zeit mit ihren handelnden Personen hinüber in unsere Situation und das Wirken des Klosterortes als mittlerweile erwiesenen besonderen romanischen Kunstort mit dem benediktinischen Geist und Wirken hin zu Friedensaktionen, damals wie heute. Immerhin hat der Förderverein hier in den letzten zwanzig Jahren über siebentausend junge Menschen zu Projekten europäischer Jugendbegegnungen mit einer Anzahl weiterer Partner zusammengeführt. Im Ergebnis von Forschungsgrabungen und –Recherchen sind neue wichtige Erkenntnisse hinzugekommen.
Doch mehr als gut fünfzig Pilger und Besucher des Tages feierten das Hochamt mit, in dem Bischof Dr. Hauke gerade in Hinblick auf die konsequente Lebensentscheidung des Gunther von Käfernburg, von der wir aus mehreren historischen Quellen wissen, in seiner Predigt darauf verwies, dass die Impulse zum Guten, in christlicher Hinsicht die „Nachfolge Christi“ mit einer fundamentalen Wahrhaftigkeit und Prüfung gegründet sein müssen. Da sind auch Regeln, wie die des benediktinischen Lebens, durchaus hilfreich.
Der anschließende Gunther-Schmaus in den provisorisch hergerichteten Räumen am Kloster versammelte noch zusätzliche Gäste, und so konnte u.a. auch Herr Scheja in Vertretung von Frau Landrätin Hochwind-Schneider begrüßt werden. Auch Frau Scheja war zum Gunthertag mit dabei. Bei dieser Gelegenheit wurden Grüße von weiteren Klosterorten des Hl. Gunther ausgerichtet sowie aus dem neuen Landtag in Thüringen. Auch wurde ganz besonders denen gedankt, die dieses Fest organisierten und vorbereiteten und besonders auch der evangelischen Gemeinde, in deren Kirche das katholische Festamt gehalten werden konnte. Frau Superintendentin hatte ebenso Grüße hinterlassen, konnte aber aus anderen terminlichen Gründen diesmal nicht teilnehmen.
Der Folgetag ließ das Fest ausklingen mit einem etwas sonnigerem Tag, und einem Vormittagsbesuch aus Hessen, der die daran teilnehmenden Vereinsmitglieder daran erinnerte, das gleich nach Vereinsgründung im Jahre 1990 durch Privatinitiative der Soroptimistinnen aus Arolsen erste denkmalpflegerische und Kunst-Aktionen ausgeführt werden konnten, ebenso wie die europäischen Jugendbegegnungen.
Der Donnerstag brachte zur zweiten Sonderführung weitere interessierte Gäste, während die Musiker des Abendkonzertes sich bereits einspielten: „Romantische Musiken für Harmonium und Violoncello“ hieß es auf dem Programm. Zwar waren doch noch einige Plätze leer am Abend inmitten der Woche, doch hatten die Zuhörerinnen und Zuhörer des Abends ein Konzert erleben können, dass in dieser Form kaum erlebbar sein wird und einmalig bleibt. Sozusagen ein Luxus-Ereignis.
Die Herren Michael und Matthias von Hintzenstern, beide seit langem, also noch aus DDR-Zeit, Musiker mit viel Sinn für Experimente, später Gründer und Mitglieder des „Ensemble für intuitive Musik Weimar“, das volle Konzertsäle in aller Welt beschert, spielten für die getreue Zuhörerschar die eigentümliche romantische Musik in der Zusammenstellung des edlen Violoncello und eines über einhundert Jahre alten „Feld-“ Harmoniums, dass bereits in den letzten Kriegen auf unserem europäischen Boden genutzt wurde… So kam eine wirklich einmalige Sammlung und Zusammenstellung zu Gehör, die feine kleine Stücke von Franz Liszt, César Franck, Erik Satie oder Edward Elgar in der sich zurücknehmenden Musik durch den Raum der tausendjährigen Krypta erklingen ließ. Doch auch Johann Sebastian Bach und eben Anton Bruckner mit dem „locus iste…“, der Motette zum Kirchweihfest, die den besonderen Ort am Kloster-Ort Göllingen kennzeichnet:
„….locus iste…“, „Das ist der Ort, von Gott gemacht, ein unschätzbares Geheimnis, kein Makel ist an ihm…“ In dieser Aussage stehen Bedeutung und Engagement zur Person des Klostergründers und des eigentlichen Klosterortes. Noch immer.
GÖLLINGEN, den 10. Oktober 2024
gfchmielus