Gunther von Käfernburg

Gunther von Käfernburg - Heiliger Gunther

Thüringer Graf und Benediktinermönch (955-1045)

Der heilige GuntherDas Leben und Wirken Gunthers von Thüringen als Glaubensvermittler, Kulturpionier und Friedensvermittler ist weithin unbekannt.  Noch weniger bekannt ist, dass er in der Geschichte von Kloster Göllingen eine wichtige Rolle gespielt hat.

Die ersten 50 Jahre seines Lebens hat Gunther als ein adliger Ritter geführt. Er soll in dieser Zeit sein Leben in vollen Zügen genossen haben. 1005 stiftete er aber seinen ererbten Landbesitz und sein Vermögen an das Kloster Hersfeld und sein Zweigkloster Göllingen und wurde Benediktinermönch.

Dem Entschluss Gunthers, in ein Kloster einzutreten, muss ein grundlegendes Ereignis vorangegangen sein, das in tief berührte hat. Seine Freundschaft zum heiligen Godehard, der damals Abt im Kloster Niederaltaich war, wird hierbei eine wichtige Rolle gespielt haben. Der Sage nach hat er sehr spät geheiratet und seine junge Frau verstarb sehr bald. Dieses Ereignis soll wesentlich zu seinem Entschluss, Mönch zu werden, beigetragen haben.

Nach einer Wallfahrt nach Rom und seinem Noviziat im Kloster Hersfeld hat er für ein Jahr die Leitung von Kloster Göllingen übernommen. Wohl wegen Differenzen mit den anderen Mönchen, die sich aus seiner Stellung als Stifter ergaben, verließ er Göllingen frustriert bereits nach einem Jahr wieder und ging ins Kloster Niederaltaich. Von dort aus legte er Wege im damals noch nicht erschlossenen Bayrischen Wald an, missionierte dort und baute Kirchen. In Rinchnach im Bayrischen Wald gründete er ein Kloster. Im hohen Alter entschloss er sich, als Einsiedler im Böhmerwald zu leben. In Dobrá Voda (deutsch: Gutwasser) lebte er in einer Höhle bis er am 9. Oktober 1045 mit 90 Jahren starb.

Von seiner Rolle beim Bau und Ausbau von Handelswegen zeugt heute noch der Gunthersteig im Bayrischen und Böhmerwald. Er betätigte sich als Diplomat und Missionar auch  in Norddeutschland, in Ungarn und besonders in Böhmen.  Durch sein diplomatisches Verhandlungsgeschick konnte er friedensstiftend bei Unruhen und in Fehden einwirken. Er gilt als als Symbolfigur der Versöhnung und des Ausgleichs im Bemühen um Frieden.

Sein Grab ist im Kloster Brevnov in Prag, wo ihn die böhmischen Herzöge nach seinem Tode im Jahre 1045 bestatteten. St. Gunther ist heute der Schutzpatron vom Kloster Brevnov.

Dieser große Thüringer ist zwar nicht der Klostergründer von Göllingen, hat aber durch seine Stiftung entscheidend zur Entwicklung von Kloster Göllingen beigetragen. Ein Mensch der Frieden suchte und in seiner Berufung Frieden fand.

Gedenktag: 9. Oktober 

Die Gunthersage

Gunther der Einsiedler wurde im Jahre 955 als Spross des bedeutenden Thüringer Geschlechts der Käfernburger geboren.

Als junger Mensch führte er das damals übliche Leben der Adligen. Eines Tages begann er sich mit der Heiligen Schrift zu beschäftigen und erkannte, wie wenig er bisher Jesus Christus nachgefolgt war. Seinen Kummer darüber vertraute er seinem Seelsorger, dem späteren Heiligen Gotthard, an. Mit dessen geistlicher Unterstützung trat er dem Benediktinerorden bei. Bei seiner Suche nach Gott gefälligen Leben kam er in die  tiefen Wälder Osteuropas und verkündete dort den Menschen das Evangelium. Seinem Schwager Stephan I. von Ungarn half er, das Christentum in dessen Land einzuführen.

Eines Tages wollte der König die Glaubenstreue des frommen Mannes prüfen. Gunther hatte gelobt, kein Fleisch mehr zu essen. Stephan ließ einen gebratenen Pfau auftragen und forderte den Mönch auf, davon zu kosten.

Trotz wiederholter Beteuerung, er wollte sein Gelübde treu bleiben, wurde Gunther von neuem bedrängt, etwas von dem Geflügel zu verspeisen.

Der fromme Mann bat Gott mit Tränen in den Augen um Hilfe aus der Anfechtung. Sogleich wuchsen dem Vogel Federn, und zum Erstaunen der Gäste flog der Pfau kreischend durchs offene Fenster davon.

Mit freundlicher Genehmigung aus „Sagen und Legenden aus Thüringen“ von Dietrich Kühn (1990, Wartburg-Verlag)

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